Sonntag, 24. April 2011

320 Tage Flip Flops im Jahr - der Traum geht weiter!


Wir schreiben den 26. März 2011, mein Cell Phone piepst, Nachricht von der Bank ging ein, mein Lohn, oh ja hier in Kapstadt ist heute PAY DAY.
Wow, 3 Monate arbeite ich nun schon permanent an der Deutschen Schule in Kapstadt (DSK), wahnsinn wie die Zeit verfliegt.
Ein Zeichen für mich endlich mal wieder zu bloggen und Euch mit Lesestoff zu versorgen!
Laßt mich einfach mal ein bisserl von meinem Schulleben hier erzählen. Eigentlich nicht so viel anderst wie bei uns zu Hause in Deutschland.
Um 8 Uhr klingelt die Schulklocke an der DSK, los geht’s zur ersten Stunde „Guten Morgen Frau Quentin“.
Hier sind die Stunden im 90 Minuten Tackt, was ich als ganz angenehm empfinde. Ja und meine kids, ich will jetzt garnicht zu schwärmen anfangen, aber einfach nur zuckersüß. Ich habe 20 buntgemischte kids von weiß, coloured schwarz, von Township bis Camps Bay, von halb Holländer, halb Italiener bis einen kleinen Israeli der bis vor 4 Monaten weder Englisch sprechen, geschwiege denn unsere Schrift schreiben konnte. Dafür beherrscht Georgyi perfektes Russisch und Hebräisch...ein feiner Junge mit einem einmaligen Akzent, der mittlweile gutes Englisch spricht und mit seinem Lächeln, seiner Unbeschwertheit und seinem Willen zu Lernen einfach nur beeindruckt. Meine Klasse sind die „Afrikanis“, das heisst keiner spricht Deutsch, na sagen wir so keiner SPRACH Deutsch. Nach 10 Stunden DaF (Deutsch als Fremdprache) die Woche bei Frau Quentin sind die kids echt schon ganz fit und es geht mir jeden Morgen das Herz auf, wenn meine kleinen Afrikanis mich anstrahlen, umarmen und ein verbeultes aber stolzes „Guten Morgen Frau Quentin, wie geht’s es Ihnen?“ herausbringen. Ich muss sagen ich bin echt soltz auf meine 5. Klässler wie schnell sie lernen und ich muss jeden Tag feststellen wie Schwer die Deutsche Sprache doch ist...wow wer braucht „der, die, das“ und warum die Groß- und Kleinschreibung, wenn es doch viel einfacher wäre alles klein zu schreiben wie im Englischen. Und warum haben wir drei verschiedene „ sie's“, warum bist du nicht einfach du, sondern SIE? Oh ja, also ich muss sagen: Deutsche Sprache schwere Sprache!!!
Aber es macht einfach eine menge Spaß den kids meine Muttersprache in meiner neuen Wahlheimat beizubringen. Und wir haben auch schon einfrig „Alle meine Entchen“ gerockt und Tote Hosen und Seed gehört, das gehört natürlich auch dazu! Ich bemühe mich natürlich das „weisch“, „Muschkeln“, „Sschtaugsauber“, „elastizirbar“ und „hey“ zu verkneifen, aber immer gelingt mir das dann doch nicht ;-)
Es lebe der Veri-Slang!
Natürlich gebe ich auch noch Mathe und nach wie vor mit einer großen Leidenschaft.
Ja und die größte Herausforderung ein weiteres neues Fach: GESCHICHTE! Ich und Geschichte, ich weiß Dani lacht sich ein ins Feustchen, natürlich hatte ich keinen Plan, aber die Kids lieben es und ich mittlerweile auch. Ich lese viel und es macht Spaß „Geschichten zu erzählen“, auf „Mammut Jagd“ zu gehen, „Lucy+Ötzi“ zu erkunden und bald Ägypten zu erforschen. Interessant ist ja die Theorie, dass wir alle von den Afrikanern abstammen, kein Wunder meine engen Verbundenheit zu diesem Land und Volk. Wow, der Wahnisnn.
Nun zur Struktur: es gibt vier 5. Klassen, zwei davon Deutsch als Muttersprache und zwei davon Deutsch als Fremdprache (so wie meine Klasse). In den Fächern wie Englisch und Sport werden die Klassen zwecks Integration gemischt und es gibt dazu noch eine Begegnungstunde pro Woche, wo die kiddies quer durchmischt miteinander Sportlern, Musizieren oder einfach Kommunizieren. Es ist toll zu sehen, dass Farbe , Herkunft und Sprache keine Rolle spielen. Ein Konzept, eine Generation, die es vielleicht schafft nicht Schwarz und Weiss zu sehen, sonder einfach nur BUNT!

Das Gehalt ist zwar nur ein Drittel hier an der DSK zu dem in Deutschland aber die Umstände an der Schule ums Dreifache besser. In jedem Klassenzimmer ist ein Beamer und Smartboard, ich kann somit alles digital abspeichern, kein Sammeln von unzähligen Arbeitsblättern mehr, keine reihenweise Leitzordner, nein alles auf dem Chip, einfach genial. Es wir viel Wert auf Lehrerteams und „Cooperative Learning“ gelegt, jeder Lehrer bekommt einen freien Tag geschenkt und zwischen den Stunden kann man mal kurz in den Pool hüpfen … na ist auch nötig bei 30 grad Hitze!
Ja und nichts zu toppen natürlich der Blick aus meinem Klassenzimmer, über die ganze Stadt bis aufs Meer, Robben Island und Blouberg Beach...wow, manchmal echt schwer da ans Unterrichten zu denken.

Natürlich besteht mein Leben nicht nur aus Schule, und ich muss sagen im Vergleich zu Dtld habe ich sehr sehr viel mehr zurückgeschraubt. Ich nehme keine Arbeit mit nach Hause, forget that! Das liegt wohl auch an dem verlockenden Angebot jeden Tag an den Strand zu können, zu braaien, einen leckern Chardonnay im Liegestuhl auf meiner Terasse zu geniessen, mit Freunden zu kochen, Sushi zu schlemmen und an der gechillten und intesiven Lebensweise der Capetonians.

Ja, mein Liegestuhl steht auf einer schönen großen Terasse in mitten von rießigen Bäumen, wo noch Eichhörnchen auf und ab klettern, kein Lärm, keine Kriminaltiät herrscht ...und das in Kapstadt. Ja mein Liegestuhl steht in Zevenwacht, circa ne halbe Stunde von Kapstadt entfernt Richtung Stellenbosch. Ich wohne seit Januar im Haus meiner Eltern und verliebe mich jeden Tag mehr in dieses Domizil. Ich habe soviel Herzblut in die Renovierung und Einrichtung gesteckt, dass es nun so richtig meine Homebase wurde. Und wer den ersten Schritt hier in mein „Happy Camp“ setzt, merkt und fühlt was ich meine...eine Insel mitten in der Großstadt.

Um 5Uhr morgens klingelt mein Wecker hier in Zevenwacht, um 5.30 Uhr sitze ich bereits im Auto Richtung city center, weil sonst der Verkehr so heftig ist, dass ich im Stop and Go 40km langen Stau stehen würde. So habe ich Free Flow und bin um 6 Uhr morgens in der Stadt und wer mich kennt, keine Frage, natürlich wird die Zeit genutzt und ich gehe am Meer im Sonnenaufgang laufen, dann gemütlich duschen und bin fresh und fit jeden Morgen als Lehrerin am Start. Ich glaube manche meiner Kollegen untertsellen mir ich würde eine Happyness oder Fit mach Droge nehmen, na wie wärs mit nem Morning run denk ich mir da nur, oder mit ein bisschen mehr „Schätzen“ in was für einer unglaublichen schönenen Stadt wir wohnen! Na da kommt das deutsche „Motzen müssen“ durch, wohingegen die Südafrikanischen Kollegen einem mit einem „Hoe gaan dit?“ begrüßen.

Ja ihr lest richtig: „Ek probeer Afrikaans leer!“ Seit Februar lerne ich fleissig Afrkiaans, bin mit 3 Kollgegen in ner netten Gruppe und es gibt viel zu lachen und viel zu pauken! „Ek praat Afrikaans!“

Ja, der Traum „Auswander nach Kapstadt“ scheint kein Ende zu nehmen, die 320 Tage Flip Flops im Jahr sind gegen nichts mehr einzutauschen ... und ich fühle mich immer mehr angekommen und „Ready for the next step“!

Keine Angst, mit Heirat und Kinder lass ich mir noch ein bisschen Zeit.
Wie Mama so schön sagt:" Sei vorsichtig Mädchen, verheiratet bist du noch dein ganzes Leben lang...recht hat sie!"
Im Winter (July) geht’s nach Thailand zum Tauchen, der Flug ist schon gebucht und wer weiss, was und wer da auf mich wartet :-) … Ko Tao I am back again!

Ich halte euch mit „Veri in Kapstadt“ auf dem Laufenden. Sorgen braucht sich keiner zu machen, klar gibt es Up and Downs, Herzschmerz, und Kopfweh (hangover auch genannt) ...aber auch keiner die Hoffnung ich komme in 3 Jahren wieder zurück (Mama ;-) ) … klar vermisse ich meine Lieben zu Hause, auch Mama+Papa+Brotherli Quentin, aber im Herzen seit ihr immer mit dabei und der Flieger hierher ist ja nur eine Nacht, und Brezeln, Kürbiskernbrötchen, Bratwurst, Leberkäse, Kepab und Bier gibt’s hier auch – los geht's!

Ich lebe meinen Traum und aufwachen werde ich davon erst wenn ich im Himmel bin – glaubt mir es ist schön zu träumen und es geht so einfach!

Eure Veri