Mittwoch, 4. April 2012

Hakuna Matata - keine Sorgen ... klingt so einfach!


Hakuna Matata – keine Sorgen

… so leben und lieben die Menschen hier auf Zansibar, einer kleinen Insel 2 Fährenstunden von Dar es Saalam/ Tansania entfernt.  
Schon immer war ich fasziniert von Inselvölkern, ihrer besonderen Lebensweise und vor allem deren ungemeiner  Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung was das tägliche Leben angeht. 
„Karibu Zansibar“ – Willkommen auf Zansibar - so wird man beim Verlassen der Fähre begrüßt und jeder wirft einem ein freundliches „Jambo“ – Hallo - zu.  Schon die Sprache hier zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht … Wörter in Suaheli klingen wie Musik für die Ohren. 
Nach einem Tag Stone Town, der „Hauptstadt“ der Insel, ging es weiter in den Norden nach Kendwa Rocks einer sehr chilligen Strandanlage für Jung und Alt. Man kennt ja viel von Thailand, den Philippinen, Mexico, etc. aber Zansibar ist etwas Besonderes - ein SOUL PLACE. Die Menschen strahlen eine so extreme Ruhe und Ausgeglichenheit aus. Es gibt NULL Kriminalität hier, da Waffen jeglicher Art, sogar Taschenmesser, strengstens verboten sind.  Der schreckeneregenste Gegenstand neben einem Küchenmesser ist der lange Speer der Massai, die ab und an ihren Gang am Strand oder durch die kleinen Dörfer machen. Ich muss sagen, ich kenne die Massai Krieger ja nur aus Büchern oder Filmen aber wenn so ein großer schlanker Mann, geschmückt mit Arm und Fussbändern, einem Tuch um die schmalen Hüften und einem reinen Gesicht mit markanten Wangenknochen an einem vorbei läuft, fängt es an ein bisschen im Bauch zu kribbeln. Wunderschöne Männer… ups und so was aus meinem Munde ;-)
Da es gerade Regenzeit hier auf Zansibar ist, ist das Inselchen ziemlich leer und genau das Richtige um die Seele baumeln zu lassen und zur Ruhe zu kommen. Naja auf den Regen warte ich hier jeden Tag…aber er scheint wohl nicht gegen die Sonne antreten zu können. Mittlerweile werde ich von den Einheimischen schon als „Cappuccino“ bezeichnet, da außer meinen blonden Haaren nicht mehr viel weiß an mir übrig ist.
Ich habe das große Glück einen sehr netten Einheimischen kennengelernt zu haben: Abdul  – er ist hier in Kendwa Rocks der Sushi Chef und wie alle anderen der Bevölkerung Muslim. Die Frauen tragen hier, das Einheimische Gewand das aus zwei Tüchern besteht, der Khanga , das eine der Rock, das andere das lockere um das Haar geschwungene Tuch.  Jedes der bunten Tücher ist mit einer besonderen Nachricht bedruckt und die Frauen identifizieren sich damit. Auch mit dem Alkohol wird es hier nicht ganz so streng genommen und die Zansibaris wissen ihr Leben zu genießen. Zum Essen wird strikt Wasser getrunken und außer ein paar dünnen Rindern gibt es hier nicht viel Fleisch, dafür aber Oktopus, Fisch, Garnelen, Hummer und frischen Fisch en masse. Die Menschen leben sehr einfach hier. Sonntag ist das kleine Dorf Nungwi wie ausgestorben, nur tausende Kinder spielen auf der Straße oder sitzen im Badewannerwasser warmen glassklarem Meer.  Wo sind die ganzen Eltern? Abdul klärt mich auf: „Sundays they make babies“  … ja so einfach ist das hier geregelt. Hier gibt es kein Kino, keine Play Station, nicht viele Bücher oder Buntstifte, also nutzt man den Sonntag für die Fortpflanzung. Unter der Woche wird gearbeitet, Boote gebaut, gefischt und die unzähligen Kinder gehen zu Schule. Das Hauptverkehrsmittel sind Fahrräder, alte Hollandfahrräder auf denen alles und jeder transportiert wird. Soll es ein bisschen schneller gehen dann setzt man sich in ein DALA DALA, den sogenannten „Chickenbus“. Durch Abdul habe ich viel über die Menschen erfahren, viele Menschen und ihr Leben kennengelernt, die Einfachheit bewundert und mich inspirieren lassen wie die Welt auch ohne Facebook und Blackberry funktioniert. Es fühlt sich befreiend an. Es fühlt sich schön an. Und sicherlich werde ich einiges davon in meine pulsierende Welt zurück nach Hause nehmen.  

Zu Hause, das wie mittlerweile jeder weiß, ist Kapstadt. Vier Flugstunden von hier entfernt und eine komplett andere Welt obwohl es auch Afrika ist. Die letzten 3 Monate waren keine einfachen für mich und es gab wenige Tage an denen mir wie manche so schön sagen „die Sonne aus dem Hintern schien“. Ich habe im Januar einen neuen Job begonnen und bin nun in der engen Schulleitung an der Deutschen Schule in Kapstadt. Die „Pädagogische Leitung“ der Schule und somit für die ganze Unterrichtsqualität, das Methodencurriculum, die Feedbackteams, die Einführung der neuen Kollegen und das Implementieren des Kooperativen Lernens zuständig. Ich bin jede Woche in Schulleitung Sitzungen involviert, leite und kontrolliere Prozesse und darf mich öfters abends zwischen Pinguinen bei Empfängen amüsieren. Hört sich nach Karriere an. Habe sogar mein eigenes Büro, meinen eigenen Parkplatz und was sonst noch alles zu nem Chef Job gehört. Prima oder? Wow, in 2 Jahren von einer Barkeeperin im Ashanti, über Schwangerschaftsvertretung auf einen Leitungsposten…könnte nicht besser gegangen sein. Leider hat mein Körper diese Umstellung nicht so gut verkraftet und ich war in den letzten 3 Monaten fast jedes Wochenende krank, hatte Magenschmerzen, die wenn ich Glück habe stundenweise verschwinden, die sozusagen schon zu meinem Alltag gehören. Auch die Lust Freunde zu treffen hat abgenommen … so was aus meinem Mund? Auch dem Sonnenkind, das sonst so strahlt, scheint nicht immer die Sonne aus dem Herzen. Ich bin dankbar, dass in dieser Zeit Jemaine geduldig zur Seite stand und auch andere Freunde nicht genervt waren von meinen „schwäche Allüren“.  Es wurde mir ganz schnell bewusst, dass ich im 2. Term was ändern muss, dass keiner von mir das erwartet was ICH von MIR erwarte. Mein Job ist klasse und auch die neue Verantwortung macht mir Freude, aber schön wäre es auch wieder ein Leben am Wochenende und ohne ständige Magenschmerzen zu haben. Zansibar war für mich nicht nur eine Reise in eine andere Kultur sondern auch zu mir selbst. Ich hatte viel Zeit zu denken, zu Träumen, mein Lachen wieder zu finden und mit viel Energie im Gepäck zurück nach Kapstadt zu gehen. 

Hakuna Matata – keine Sorgen … eine Lebensphilosophie die so einfach klingt aber manchmal wie unerreichbar scheint. 

ASANTE SANA Zansibar – Thank you Zansibar 

… ich komme wieder und auf jeden Fall zur Regenzeit und freue mich jetzt schon auf die nächsten Osterferien :-)